In den letzten 12 Monaten hat sich Charlie Buser dem Thema der baurechtlichen Vereinfachungen für Kleinwohnformen angenommen und mit verschiedenen Fachpersonen diverse Möglichkeiten diskutiert. Das Ergebnis dieser intensiven Gespräche sind vier konkrete Handlungsempfehlungen, die der Verein verfolgen kann, um die Bekanntheit von Kleinwohnformen weiter zu steigern.

In der wissenschaftlichen Erarbeitung wurde klar, dass der Gedanke der Suffizienz und dem Wohnen auf kleiner Fläche moralisch und ethisch richtig, aber im gesetzlichen Vollzug schwer umsetzbar ist. Die anfängliche Euphorie von einfachen Schritten schwand mit den ersten Interviews schnell. Anpassungen an die U-Werte entsprechen nicht dem Effizienzgrundsatz und sind somit nicht zielführend. Weil der Verein aber nicht aufgibt, sondern einfach neue Ansätze braucht, wurden diese ersten Schritte als Handlungsempfehlungen aufgeführt.

Handlungsempfehlungen

Projektentwicklung mit Zukunfts- und Forschungscharakter

Kleinwohnformen sind derzeit ein viel diskutiertes Thema, doch sowohl empirische Daten als auch Sichtbarkeit fehlen diesem innovativen Ansatz. Doch was wäre, wenn es ein umfassendes Projekt gäbe, das nicht nur zur Bekanntmachung, sondern auch zur Datenerhebung dient? Klingt utopisch? Vielleicht, aber keineswegs unmöglich. In bereits vorhandenen Entwicklungsgebieten, die zukunftsträchtige Wohnformen erforschen, könnte eine Brücke geschlagen werden. Ein vielversprechendes Beispiel dafür ist das Sisslerfeld, ein Ort, an dem der Verein seine Ideen einbringen und verwirklichen könnte. Von Energieeffizienz und Baubiologie bis hin zu Raumplanung, Soziologie, Psychologie und Integration gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die untersucht werden können. Eine nicht abschliessende Liste dazu, findet sich unter Kapitel 4.3.1. der Arbeit.

Weitere Forschungsfelder, die dem Verein in Hinblick auf vereinfachte Baubewilligungen weiterhelfen können

  • Ermittlung Potenzial in Gärten («Granny Flats») und auf brachliegenden Flächen
  • Ermittlung Potenzial energetische Einsparung
  • Ermittlung Potenzial für Kooperationen mit anderen Vereinen und Verbänden
  • Entwicklung modularer Kleinwohnformen, die mit wenig Aufwand abgeändert werden können, wenn sich Wohnbedürfnisse ändern (Kinder, Trennungen, Homeoffice)
  • Planung Sensibilisierungsmassnahmen
  • Gesetzliche Analyse der Schweiz und anderen europäischen Ländern (Rechtswissenschaften)

Ausarbeitung Energielabel, Standardmodule und Selbstbauanleitung

Um das Fehlen empirischer Daten im Bereich der Kleinwohnformen anzugehen, hat der Verein ein eigenes Energielabel entwickelt, das zur Erhebung von Daten beiträgt. Dieses Label bietet eine niederschwellige Möglichkeit, den Energieverbrauch von Kleinwohnformen zu ermitteln, ohne dabei Mindestanforderungen zu stellen.

Um das Energielabel für den Vollzug des Energiegesetzes nutzen zu können, ist eine Überarbeitung in Zusammenarbeit mit den Kantonen erforderlich. Eine interessante Alternative wäre die Entwicklung von standardisierten Modulen, die immer auf die gleiche Art angefertigt werden. Durch stichprobenartige Kontrollen von qualifiziertem Personal könnte der Verein sicherstellen, dass die Module den Anforderungen der Energiegesetzgebung entsprechen. Mit einem Stempelverfahren könnten die Module dann durch die Energiefachstellen freigegeben werden. Dieser Ansatz hätte den Vorteil, dass der Prozess schneller voranschreiten würde, insbesondere im Bereich der Energie.

Die Kombination aus umfassender Datenerhebung und der Möglichkeit, ein überarbeitetes Energielabel für Kleinwohnformen zu etablieren, eröffnet spannende Perspektiven. Dieser Fortschritt bringt uns nicht nur dem Ziel näher, die Potenziale von Kleinwohnformen voll auszuschöpfen, sondern trägt auch zur Schaffung einer nachhaltigen und energieeffizienten Zukunft bei. Mit den richtigen Schritten und einer engagierten Zusammenarbeit zwischen Verein, Kantonen und anderen relevanten Akteur*innen können wir die Entwicklung und Umsetzung von Kleinwohnformen beschleunigen und deren positive Auswirkungen auf die Gesellschaft maximieren. Denn die Realisierung von Kleinwohnformen erfordert nicht nur empirische Daten, sondern auch Sichtbarkeit und praktische Lösungen.

“Kooperation mit anderen Labels und Verbänden”, sowie “Wachstum und Kommunikation”

Während der Interviews wird deutlich, dass Kleinwohnformen in der Schweiz bisher nicht als notwendig erachtet werden. Sie gelten eher als Nischenprodukt, das in einigen Fällen Sinn macht, in anderen jedoch nicht. Mit knapp 1500 Mitgliedern hat der Verein derzeit auch nur begrenzte Durchsetzungskraft gegenüber grösseren Verbänden und Interessenvertreter*innen. Um mehr Gewicht und Gehör zu bekommen, muss der Verein wachsen und das Thema Kleinwohnformen stärker in den Fokus rücken. Es ist an der Zeit, mit Vorurteilen gegenüber den Bewohnenden aufzuräumen und Klarheit über die verschiedenen Verdichtungsformen zu schaffen.

Falls du Ideen hast, bei wem sich der Verein für Kooperationen melden könnte, schreibe gerne an: oliver@kleinwohnformen.ch. Dabei können Vertreter:innen der Politik, der Privatwirtschaft, aber auch NGOs von Nutzen für den Verein sein.

Zusammenfassend können alle Handlungsempfehlungen zielbringend sein und sind parallel zueinander zu verfolgen. Sie bilden den Ausgangspunkt und sollten regelmässig überarbeitet und mit Fachpersonen gespiegelt werden. Insbesondere bei Dokumenten, die für die gesetzliche Umsetzung benötigt werden, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kantonen unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen.

Für den Dialog in der Politik benötigen die Vertreter*innen der Kleinwohnformen solide Grundlagen, um fundierte Diskussionen zu führen und die Fragen der Gegnerschaft zu beantworten. Bestenfalls sind diese empirisch belegt und beinhalten best practice Beispiele aus benachbarten europäischen Ländern.

Fazit zu den Handlungsempfehlungen

Die Wege für Kleinwohnformen sind noch herausfordernd. Doch je mehr sie befahren werden – am besten mit einer Kleinwohnform auf dem Anhänger – desto mehr erkennt der Staat die Bedeutung und den Bedarf, die Infrastruktur für Kleinwohnformen weiter auszubauen.

Mehr zur Ausgangslage und Inhalt der Arbeit gibt es in diesem Beitrag. Weitere Informationen zur Abschlussarbeit in Form einer Zusammenfassung folgen nächsten Dienstag auf unserer Website.

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ÜBER CHARLIE (alle Pronomen)

Charlie Buser | Kreis Bewilligung & Energielabel Team Verein Kleinwohnformen