Seit Herbst 2020 wohnt Ulrike in ihrem Tiny House, welches sie liebevoll “MyTiny” nennt, im Fricktal. Ulrike war beruflich sehr vielseitig unterwegs und geniesst mit 69 Jahren ihren Ruhestand als Oma von 10 Enkelkinder.

Wieso ein Tiny House?

Auf die Frage, wieso sich Ulrike für das Leben in einer Kleinwohnform entschieden hat, antwortet sie mit einem Blick in ihre Lebensgeschichte. Nach dem Tod ihres Mannes 2010 und dem Auszug ihrer Kinder wohnte sie allein auf 240m2. Diese Wohnfläche allein zu bewohnen, erschien ihr sinnlos. In der Konsequenz haben sich mehrere Möglichkeiten aufgetan. Eine WG mit Freundinnen, einen Teil untervermieten oder das ganze Haus vermieten. Nach finanziellen Berechnungen hat sich Ulrike für den Verkauf entschieden. Zudem konnte sie auf Erfahrungen in verschiedenen Hilfsprojekten in Afrika und Asien zurückgreifen. Sie wusste, dass sie mit wenig auskommen kann und will.

Wie geht minimieren?

Das Minimieren, welches eine Kleinwohnform mit sich bringt, hat Ulrike mit dem Umzug in eine 2 ½ Zimmer Wohnung bereits erfolgreich geprobt. Alles, was einen emotionalen Wert hat, kam mit; das war die Devise. Im neuen Tiny House waren wenige Dinge ein Muss. Dazu gehörten eine Badewanne, sowie eine Terrasse. Ebenso durfte die Kaffeemaschine, der Kippsessel und die Holzskulptur keinesfalls fehlen. “Alles andere hat sich ergeben”, berichtet Ulrike. Wichtig sei ihr, dass sie so wenig wie möglich neu kaufe und zufrieden sei mit dem, was sie schon habe. Vermissen würde sie lediglich den Holzofen, der sei aber bestellt und auf dem Weg.

Inspiration

Inspirationen für ihr MyTiny hat sich Ulrike bei Menschen in der Schweiz geholt, die bereits in alternativen Wohnformen wie z.B. in Jurten oder Zirkuswagen wohnen. Zudem hat sie Messen besucht und folgte auf YouTube Channels der Kleinwohnformen-Bewegung.

Bei der Planung des Tiny House war eine Grundfrage ein steter Begleiter: “Wie muss ein Raum sein, damit ich mich wohlfühle?”. “Vieles andere hat sich Schritt für Schritt ergeben”, erzählt sie weiter. Durch die Nachbarn ihres Sohnes fand sie den heutigen Stellplatz. Anschliessend hat sie eine geeignete Schreinerei in Deutschland aufgesucht und sich dem Zeichnen der Pläne gewidmet.

Details

Ulrikes MyTiny steht auf einem Trailer mit den Massen 7.5m x 2.55m x 3.4m. Die Eingangstür auf der Nordseite erlaubt es, einen kleinen Eingangsbereich mit einer “Dreckschleuse”, wie es Ulrike nennt, zu haben. Das Tiny House bietet viel Licht und Luft, sodass man sich auf der begrenzten Wohnfläche nicht eingeengt fühlt. Rund um das Bett sind Fenster, was ein angenehmes Gefühl von Weite und Freiheit verbreitet. Der Wohnraum ist nach oben offen und die Morgen- und Abendsonne findet ihren Weg ins Haus.

Bauprozess

Bei der Realisierung des Projektes hatte Ulrike der Corona-Lockdown Anfang 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Durch die Reisebeschränkungen war es nicht mehr möglich, von Deutschland, wo das Tiny in der Schreinerei erbaut wurde, in die Schweiz zu pendeln. Ulrike musste somit in Deutschland bleiben, um beim Bau ihres neuen Zuhauses dabei zu sein. Leider verzögerten Lieferengpässe, den Bau des Hauses immer wieder. Auch die Genehmigung für den Transport war durch die Coronamassnahmen erschwert worden. Als das Tiny House fertig und die Nummernschilder aufgetrieben waren, verlief der Transport über die Grenze reibungslos. Ulrike und ihr Bruder bildeten dabei einen kleinen Konvoi. Er zog das Tiny House mit dem Pickup und sie ist hinterhergefahren.

Heizen

Ulrike heizt mit Infrarotheizkörper. Wenn das nicht reicht, stellt sie einen Heizlüfter an. Wenn die Sonne scheint, ist das jedoch nicht nötig, denn das Tiny wärmt sich bei Sonnenschein auch im Winter bis über 20 Grad auf. Sobald der Holzofen eintrifft, wird dieser eine zusätzliche Wärmequelle sein.

Baumaterialien

Bei den Baumaterialien hat sich Ulrike für Fichtenholz entschieden. Innen wurde auch mit Pappel gearbeitet. Die Fenster sind aus Holz und doppelverglast. Die Dämmung besteht aus Schafwolle und die Bodenisolation aus Styrodur.

Lebensfreude

Die Möglichkeit, in einer Kleinwohnform zu wohnen, sei “Ein Geschenk und eine unbeschreibliche Freude”. Ulrike hat auch einen Lieblingsplatz in ihrem MyTiny. Es ist der Blick von oder über die Terrasse nach Süden. Ändern würde sie an ihrem Tiny nichts. Als eines Tages ein Paar an ihrem MyTiny vorbei lief, sprachen sie Ulrike an. “Ist das ein Kinderhaus?”. “Nein, das ist mein Haus”, erwiderte Ulrike und hat sie kurzerhand hereingebeten. Erstaunt betrachtete das Paar das Tiny House von innen: “So viel Platz hier drinnen, das sieht man von aussen gar nicht”. Das ist eine Anekdote von Ulrike, die das grosse Lebensgefühl auf kleinem Raum wunderbar umschreibt.

Eine Erfahrung bezüglich der Grösse ihrer Kleinwohnform möchte Ulrike dann doch noch teilen.“ Zu zweit könnte ich mir das nicht vorstellen. Ab und zu habe ich Besuch zum Übernachten, das geht für kurze Zeit. Auf Dauer ist das aber kaum vorstellbar”.

Ulrike betont, dass sie auch nach 2 Jahren immer noch zufrieden ist mit ihrem Tiny und bereut ihren Entscheid für die Kleinwohnform überhaupt nicht. Wenn man Ulrike fragt, was sie einmal macht, wenn sie die Treppe zum Bett nicht mehr hochkommt, schmunzelt sie nur.

Danke!

Herzlichen Dank an Ulrike für diesen offenen und ehrlichen Einblick in ihr Tiny House! Wir wünschen dir viele schöne Stunden in deinem tollen Wohlfühlzuhause!

ÜBER ULRIKE

Ulrike hat ihr grosses Haus verkauft und sich bewusst für eine minimalistische Wohnform entschieden. In ihrem Tiny House geniesst sie ihren Ruhestand.

Ulrike | Mitglied Verein Kleinwohnformen

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Besichtigung mit dem Stammtisch

In unseren Stammtischen hast du als Mitglied die Möglichkeit, erfolgreiche Kleinwohnformen-Projekte zu besichtigen. Der Stammtisch Aargau war bereits letzten Sommer zu Gast bei Ulrike. Einen spannenden Bericht über den Besuch hat Michi Mauch auf seinen Blog kokomo.house veröffentlicht.

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