In der Schweiz gewinnen Kleinwohnformen, wie Tiny Houses und Wohncontainer, zunehmend an Beliebtheit. Diese kompakten Wohnlösungen bieten eine nachhaltige und flexible Alternative zu herkömmlichen Wohnungen. Bei der Planung und Umsetzung solcher Kleinwohnformen ist es wichtig, die Anforderungen der Schweizer Energievorschriften, insbesondere den Energienachweis gemäss MuKEn 2014, zu beachten. In diesem Artikel werden wir den Energienachweis genauer erläutern, die Anforderungen der Wärmedämmung für Wohngebäude in der Schweiz betrachten, den U-Wert erklären, den Prozess der Erstellung eines Energienachweises beleuchten und mögliche Herausforderungen für Kleinwohnformen diskutieren.

Energienachweis

Der Energienachweis ist ein wesentlicher Bestandteil der Schweizer Energievorschriften und dient dazu, den Energieverbrauch und die energetische Qualität von Gebäuden zu bewerten. Er stellt sicher, dass die energetischen Standards eingehalten werden, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Der Energienachweis umfasst verschiedene Aspekte, darunter die Wärmedämmung, den U-Wert und die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien.

Anforderungen der Wärmedämmung für Wohngebäude

Gemäss den Schweizer Energievorschriften müssen Wohngebäude eine bestimmte Wärmedämmung aufweisen, um den Wärmeverlust zu minimieren. Die Anforderungen variieren je nach Klimazone und Gebäudetyp. Für Kleinwohnformen gelten dieselben Anforderungen wie für herkömmliche Wohngebäude. Dies bedeutet, dass die Wände, das Dach und der Boden der Kleinwohnformen entsprechend gedämmt sein müssen, um den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) zu reduzieren.

U-Wert

Der U-Wert ist ein Mass für die Wärmedurchlässigkeit eines Bauteils, wie z.B. einer Wand oder eines Fensters. Damit stellt der U-Wert genau das Gegenteil dessen dar, was man gemeinhin unter “Dämmung” versteht. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Wärmedämmung des Bauteils. In der Schweiz sind bestimmte U-Wert-Grenzwerte festgelegt, die eingehalten werden müssen, um den Anforderungen der Wärmedämmung zu genügen. Es ist wichtig, dass bei der Planung von Kleinwohnformen die Materialien und Bauweisen so gewählt werden, dass die geforderten U-Werte erreicht werden.

Erstellung eines Energienachweises

Um einen Energienachweis für Kleinwohnformen zu erstellen, sollten folgende Schritte befolgt werden:

  • Ermittlung des Energiebedarfs und der Wärmedämmung der Bauteile
  • Berücksichtigung der Effizienz von Heizungs-, Lüftungs- und Warmwassersystemen
  • Bewertung der Nutzung erneuerbarer Energien, wie z.B. Solaranlagen
  • Durchführung von Berechnungen und Simulationen, um den Energieverbrauch des Gebäudes zu ermitteln
  • Vergleich der berechneten Werte mit den vorgegebenen Grenzwerten und Anforderungen

Die Grundlage für den Energienachweis ist eine (Vorprojekt-) Planung inkl. Vordimensionierung der Bauteile, sowie Erstellung der 1:100 Pläne. Dies benötigt die Bauphysik für eine rasche und unkomplizierte Erstellung des Energienachweises. Für die Planung empfiehlt es sich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Unsere Partner können dir hier gerne weiterhelfen.

Herausforderungen bei Kleinwohnformen und dem Energienachweis

Bei der Umsetzung von Kleinwohnformen können spezifische Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Energienachweis auftreten. Dazu gehören:

  • Begrenzter Platz für die Installation von Dämmmaterialien und Technikkomponenten
  • vergleichsweise hohe Preis einer angemessenen Dämmung in Relation zum Rest der Gebäudekosten
  • Hinzunahme von teuren Fachfirmen bei aufwändigerem Wandaufbau, z. B. zum fachlich korrekten Einbau von Dampfsperrfolien, Anschluss an Durchdringungen etc.
  • Einschränkungen bei der Nutzung erneuerbarer Energien aufgrund begrenzter Flächen
  • Anforderungen an Mobilität und Flexibilität, die den Einsatz bestimmter Technologien erschweren können

Im Kanton Thurgau gibt es die Regelung, dass ein Energienachweis erst ab 200’000 CHF Baukosten verlangt wird. Da einige Tiny Houses & Co. unter diesen Betrag fallen, ist dies eine Erleichterung für die Kleinwohnformen-Bewegung.

Fazit zum Energienachweis bei Kleinwohnformen

Der Energienachweis gemäss MuKEn 2014 spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Kleinwohnformen in der Schweiz. Durch die Einhaltung der Anforderungen der Wärmedämmung und den Einsatz effizienter Energiesysteme können Kleinwohnformen energieeffizient und nachhaltig gestaltet werden. Bei der Planung und Umsetzung sollten jedoch die spezifischen Herausforderungen berücksichtigt werden, um den Energienachweis erfolgreich zu erfüllen und die Energieeffizienz zu maximieren.

Aus diesem Grund bietet der Verein Kleinwohnformen seit 2021 eine Zertifizierung an, die nach eigenen, den spezifischen Gegebenheiten einer Kleinwohnform angemesseneren Kriterien sucht. Ziel des Vereins ist es, dieses Label zu verbreiten und damit in der Politik ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass nicht nur die technisch optimale Lösung, sondern auch der geringe Platzverbrauch einen wesentlichen Einfluss auf die Ökologie haben kann. Mehr über den aktuellen Stand von unserem Energielabel findest du im Beitrag Update zum Energielabel für Kleinwohnformen.