Bald fünf Jahre ist es her, dass wir unseren Verein gegründet haben. Unglaublich! Dieser Anlass verdient eine kleine Rückschau zu den Anfängen unserer Organisation. Denn wer kann sich heute noch genau daran erinnern, dass dieser schweizweite Verein mit seinen 1500 Mitgliedern zu Beginn eine Träumerei von einigen Wenigen war?

“Es wäre toll, wenn der Verein fünfzig Mitglieder hätte!”

Als ich 2015 begann, mein eigenes Tiny House zu planen, fühlte sich dies wie ein isoliertes Unterfangen an – eine verrücktes Einzelprojekt. Ich hatte das Glück, zufällig an einem Wagen auf einem Bauernhof vorbeizufahren und etwa zwei Schweizer Projekte online zu finden, die ihr Vorhaben mit einem breiteren Publikum teilten.. Diese ging ich dann auch besuchen, um ein Gefühl für den Bau eines Tiny Houses zu bekommen und minimales Networking zu betreiben. Aber das war’s dann schon – schlussendlich war ich allein mit meinen Fragen und meiner Begeisterung. Ich hatte das grosse Glück, dass ich beim Holzlabor (Wagenschreinerei in Winterthur ZH) Mentor:innen finden konnte, die mich bei besonders kritischen Schritten des Baus beraten konnten.

Als ich 2016/2017 mit dem Bau meines Tiny Houses begann, schrieb ich fleissig meinen Bau-Blog (www.tiny-house-projekt.ch) und entwickelte mich dadurch zu einer Art Anlaufstelle für andere Interessierte. Ich lernte Dutzende von interessanten und tatkräftigen Menschen kennen, die mir bei verschiedenen Bau-Schritten halfen und sich überlegten, ein ähnliches Projekt zu realisieren.

Immer wieder kamen die gleichen Fragen auf:

  • Wo stellt man ein Tiny House hin?
  • Ist das überhaupt erlaubt und unter welchen Umständen besonders erfolgversprechend?
  • Lohnt es sich, ein Tiny House o.ä. zu bauen, wenn man nicht weiss, ob man sicher darin wohnen kann?

Und ich konnte diese Fragen nicht beantworten. Ich erinnere mich, dass aufgrund dessen schnell die Idee einer Gründung einer Gruppe aufkam, die sich zum Wohnen in Wagen und Tiny Houses austauscht. Das Bedürfnis nach Austausch zu diesem Thema und der Absicherung dieser besonderen Wohnformen war spürbar.

So ging es nicht lange, bis die Personen, deren Projekte zu diesem Zeitpunkt online dokumentiert waren, einander kontaktierten, um eine ebensolche Gruppe ins Leben zu rufen. Anfang 2018 fand im Auer & Co. in Zürich ein erster «Stammtisch» statt. Interessierte Personen trafen sich, um miteinander im gemütlichem Rahmen über Tiny Houses zu sprechen. Und das Interesse war gross! An diesem Abend stellte ich die Idee eines Vereins vor. Die Begeisterung darüber motivierte unser Grüppchen, die Vereinsgründung in Tat umzusetzen.

Der Rest ist Geschichte: Bald fand die erste Sitzung unter den späteren Gründungsmitgliedern statt, abermals im Auer & Co. In diesem Café erfanden wir auch kurz darauf die Wortschöpfung «Kleinwohnformen», einigten uns auf die rechtliche Form des Vereins, setzten Ziele fest, verteilten Ämter, grübelten über den genauen Wortlaut der Statuten und träumten von einer professionellen Webseite. Es war eine aufregende Zeit und ich erinnere mich sehr gut an unseren sprudelnden Enthusiasmus. Wir waren begeistert, diesen Verein zu gründen und die Menschen zusammen zubringen! Dennoch hätten wir uns – siehe Titel – anfangs nicht träumen lassen, dass der Verein je mehr als fünfzig Leute zur Mitgliedschaft überzeugen kann. Doch als wir online gingen und in unseren Netzwerken die Werbetrommel anwarfen, konnten wir unseren Augen nicht trauen – dutzende von Anmeldungen trudelten ein, über Mund-zu-Mund-Propaganda wurden Mitglieder erreicht, die längst niemand mehr von unserem Gründungsgrüppchen persönlich kannte. Die Mitgliederzahl stieg innert weniger Monate auf 300 Personen, und ich war masslos stolz auf uns, dass wir es geschafft hatten, so viele Menschen zu erreichen. Es war eine Riesenfreude!

Vereinsgründung im Auer & Co., Zürich, 18. April 2018

Wir arbeiteten hart, um unseren Verein auf ein stabiles Fundament zu stellen und trafen uns abends nach Studium und Arbeit jeweils in Zürich, um weiter an den Details des Vereins zu feilen. Wir suchten eine administrative Assistenz, entwickelten die Idee einer KWF-Landkarte auf der Webseite, entwarfen die Idee der Arbeitsgruppen und verfassten ein umfassendes Positionspapier. Ein grosser Meilenstein stand dann bereits im Herbst des Gründungsjahrs 2018 an: Das erste Mitgliedertreffen. Auf dem Weg an den Austragungsort übte ich im Auto meine flammende Rede, die ich als erste Präsidentin des Vereins, vor versammeltem Publikum halten wollte. Von unseren über 300 Mitglieder, die wir zu diesem Zeitpunkt bereits zum Verein zählen durften, konnte leider nur ein Bruchteil teilnehmen. Ich werde niemals das Gefühl vergessen, als ich am Veranstaltungsort der Versammlung auf so viele dankbare Menschen traf, die meine Ziele teilten und genauso wie ich froh waren, sich mit Gleichgesinnten zu treffen.Meine Rede war dann auch ein voller Erfolg und die Euphorie im Raum spürbar! Ich ging an jenem Tag von Stolz, aber auch von Dankbarkeit gegenüber allen Mitgliedern erfüllt nach Hause.

Das erste Mitgliedertreffen am 9. September 2018

Die Arbeit unseres Vorstands, der zu einer eingeschweisste Gruppe geworden war, nahm weiter seinen Lauf und die ersten Arbeitsgruppentreffen fanden statt. Im Frühling 2019 durften wir dann unsere erste ordentliche Mitgliederversammlung in Bern austragen.in Riesen-Event, der viel Organisation bedurfte und der fastzweihundert Menschen anzog. Vor dem Start trafen sich die Vorstandsmitglieder, in einem leeren Gang hinter dem Saal, zum klassischen «Team-Huddle», um einander Mut zuzusprechen. Es war ein grosser Moment für uns.Ich hatte die Ehre, den Anlass auf der Bühne zu eröffnen, was für mich immer unvergesslich bleiben wird.. Ich denke dankbar zurück, dass ich den Verein zu Beginn so prägend mitgestalten durfte und dass uns so viele Leute ihr Vertrauen geschenkt haben. Am Ende der Mitgliederversammlung folgte meine Verabschiedung aus dem Amt der Präsidentin und bald darauf zog ich mich auch aus den Arbeitsgruppen zurück. Für mich stand nun wieder die Arbeit an meinem eigenen Tiny House, für das ich den Verein überhaupt mitgegründet hatte, im Vordergrund.

MV 2019 in Bern

Bis heute verfolge ich aus der Distanz die Entwicklung des Vereins und nehme gerne an der Mitgliederversammlung teil. Mich erfüllt es mit unermesslichem Stolz, dass unser Verein so viele Mitglieder und eine Geschäftsstelle hat. Ebenfalls hat der engagierte Vorstand schon so viel erreicht. Ich bin allen Mitgliedern, die den Verein in den letzten fünf Jahren getragen haben, dankbar für ihre Unterstützung. Auch bleibe ich natürlich den verschiedensten Vorstandsmitgliedern, die so viel ehrenamtlich für den Verein arbeiten, zutiefst verbunden. Ich weiss, wie viel Arbeit ein Verein bedeutet. Ich danke allen engagierten Vereinsmitgliedern, dass sie die Träume vieler Menschen (auch die meinen) – möglich(er) machen und den Traum eines Vereins nach wie vor Wirklichkeit sein lassen. Auf weitere fünf Jahre Verein Kleinwohnformen Schweiz!

ÜBER FIONA

Fiona Bayer war 2018 Gründungsmitglied und die erste Präsidentin des Vereins Kleinwohnformen Schweiz. Seit 2016 baut sie ihr eigenes Tiny House und dokumentiert die Fortschritte ihres Projekts sowie viele Tipps und Tricks für den Bauprozess in ihrem Blog: www.tiny-house-projekt.ch. Heute arbeitet sie als Sekundarlehrerin, macht viel Musik und baut daneben in kleinen Schritten ihr Tiny House fertig.

Fiona Bayer | Präsidentin 2018 / 2019 Verein Kleinwohnformen