Paul Wetli ist seit Dezember 2021 begeisterter Tiny House Bewohner. Sein Tiny House plante und baute er selbst, was für ihn einer Therapie gleichkam. Er ist pensionierter Busfahrer, sowie Hauswart und wohnt schon sein gesamtes Leben in und um Cham im Kanton Zug. Paul hat eine Affinität für Heimwerkarbeiten, singt im Männerchor und wandert gerne.

Der Traum vom Tiny House

Der Traum von einem Tiny House kam Paul nicht über Nacht. Er hegte schon länger den Wunsch, in einem Tiny House zu leben. Inspiration für sein Häuschen holte er sich, indem er mehrere Kleinwohnformen besichtigte. Seine Beweggründe, wieso er sich für das Tiny House Leben entschied, waren die bessere Lebensqualität und die Freiheit, die das Leben in einer Kleinwohnform mitbringt.

Die kleinen Dinge im Leben

Durch das Tiny House Leben lernte Paul, dass das Leben auch mit weniger geht. Nach dem Motto «weniger ist mehr», konnte er seinen materialistischen Besitz stark reduzieren. Von zwei Stühlen mit grossem Erinnerungswert konnte und wollte Paul sich nicht trennen und so sind diese mit ins Tiny House gezogen. Vom grössten Teil seiner restlichen Sachen trennte er sich allerdings. In der Zwischenzeit kommt es für ihn nicht mehr infrage, je wieder in einer Wohnung oder einem grösseren Haus zu leben. Er schätzt es zu sehr, mit seinem Tiny House nahe an der Natur zu sein. Weiterer Vorteil eines Tiny Houses sei definitiv auch, dass man weniger Putzarbeiten erledigen müsse.

Tiny House Selbstbau

Besonders stolz macht Paul, dass er sein gesamtes Tiny House selbst geplant und gebaut hat. Natürlich stand ihm fachliche Unterstützung zur Verfügung, jedoch erledigte er den grössten Teil der Arbeiten selbst. Das Fahrgestell, sowie den Balkenaufbau liess er extern machen, anschliessend nahm er das Projekt selbst in die Hand. Die Corona-Zeit beeinflusste seine Arbeit insofern, dass er im Dezember 2021 eine Woche in Quarantäne bleiben musste und dann gleich in Quarantäne blieb, um an seinem Häuschen zu bauen. Sein Tiny House ist insgesamt 8 m lang, 2,55 m breit und 3,9 m hoch und besteht zu 90 % aus regionalem, Schweizer Holz. Seine Fenster bestehen aus doppeltem Einscheiben-Sicherheitsglas, kurz ESG genannt, was relativ schwer ist und damit einiges an Gewicht mit sich bringt. Die Dämmung des Tiny Houses besteht aus 8 cm Steinwolle.

Die Energiefrage

Mit der räumlichen Einteilung ist Paul zufrieden und würde höchstens kleine Änderungen vornehmen. Für die Heizung würde er sich im Nachhinein stellenweise für eine Bodenheizung entscheiden. An kalten Wintertagen mit längerer Zeit im Minusbereich wirds am Boden nämlich recht kalt. Das führte auch zu Problemen mit dem Wasser und Abwasser, welches frostsicher angeschlossen werden musste. Zurzeit wärmt Paul sein kleines Zuhause mit einer Elektrodirektheizung oder mit einem Klima-Splitgerät. Ein Holzofen sei in Planung. Seinen genauen Energieverbrauch, seit er im Tiny House lebt, konnte er noch nicht ermitteln.

Die Geldfrage

Die Materialkosten von Pauls Tiny House betragen ungefähr etwa CHF 75’000. Seine Arbeitsstunden belaufen sich dabei auf etwa 2’500 Stunden. Ganz genau schrieb Paul sich seine Arbeitsstunden nicht auf, weswegen die Zahl auf eine grobe Schätzung ist. Um das Projekt finanziell stemmen zu können, lieh sich Paul in der Anfangszeit eine Summe von CHF 30’000 bei seiner Familie. Das Geld hat er inzwischen zurückgezahlt und lebt jetzt schuldenfrei in seinem selbstgebauten und abbezahlten Eigenheim.

Die Stellplatz-Problematik

Das Einzige, was Paul daran hindert, ein glückliches und sorgenfreies Leben in seinem Tiny House zu leben, ist die Stellplatzfrage. Ein grosser Teil der Bevölkerung und vor allem viele Behörden seien noch nicht bereit, Kleinwohnformen als Wohnformen zu akzeptieren. Dementsprechend schwierig sei es auch, einen Stellplatz zu finden. Vor allem, wenn man den Anspruch daran hat, in einer bestimmten Region zu wohnen. Paul hofft jedoch weiter darauf, dass es im Kanton Zug bald vereinfachte Möglichkeiten für Tiny Houses gibt.

Vielen Dank Paul, dass du uns einen Einblick in dein Tiny House gewährt hast.

 

ÜBER MIRIAM

Miriam studiert Multimedia Production. Sie ist mit der Kamera und dem Mikrofon unterwegs und besucht spannende Kleinwohnform-Projekte. Zudem ist sie für unsere Social Media Kanäle zuständig.

Miriam Goldmann | Content Creatorin Verein Kleinwohnformen

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